«Camouflage» erkundet verborgene Bedeutungen

Veröffentlicht in Ausstellungen | Kunst (Archiv)

Vier internationale Kunstschaffende, deren visuelle Sprache sich mit surrealistischen und traumähnlichen Darstellungsformen beschäftigt.

Mithilfe von Genres der Populärkultur, aber auch anhand zeitgenössischer und historischer Ereignisse untersuchen die Kunstschaffenden in der Ausstellung, wie Sprache und andere Ausdrucksformen vom Ort und vom Zeitpunkt ihrer Entstehung abhängen. Projekte, die teilweise eigens für die Ausstellung realisiert werden, nehmen die Räume der Kunstzone der Lokremise in Beschlag. Zu sehen sind entsprechend Werke von grosser inhaltlicher Konzentration und vielschichtiger Bedeutung.

«Camouflage»
Catherine Biocca (*1984 Rom), Kasia Fudakowski (*1985 London), Grace Schwindt (*1979 Offenbach) und Zin Taylor (*1978 Calgary) Kurator: Lorenzo Benedetti

Im Eingangsbereich wird der Besucher von der raumgreifenden Wandzeichnung von Zin Taylor mit dem Titel "Thoughts of a dot as it travels the surface", 2019 empfangen. Der Künstler greift das titel gebende Thema «Camouflage» in seiner eigens für die Lokremise in St.Gallen entworfenen Wandzeichnung auf, indem er Bezug zur Stadt St.Gallen und der Region nimmt, dies aber geschickt zu verbergen weiss. Zin Taylor verarbeitet in seiner Zeichnung Eindrücke, die er bei seinen Streifzügen durch St.Gallen gesammelt hat.
190208 KMSG Camouflage WP 12 06 03 RichDie Struktur der Arbeit "Continuouslessness" von Kasia Fudakowski wirkt optisch ungelenk - wie eine sprachlich ungeschickte Ansammlung von Buchstaben. Das Chaos der im Titel versammelten Buchstaben spiegelt sich auch in der paravantartigen Skulptur wieder, die in Teilen eigens für die Ausstellung in St.Gallen entworfen wurde. Ebenso wie Wörter erst durch den sinnvollen Zusammenschluss der einzelnen Buchstaben einen Sinn ergeben, sind hier die Elemente der skulpturalen Arbeit als Einzelteile eines Systems zu lesen. Jedes Element kann für eine individuelle Idee, Materialität oder Beschaffenheit stehen, solange es sich an das nächste Element koppeln lässt, egal wie unbeholfen diese Verbindung auch sein mag. Die Arbeit wurde 2011 begonnen und wird, wie der Titel andeutet, unvollendet bleiben.

Ein überdimensionaler farbiger Vorhang aus einzelnen bunten Seidenstreifen von Grace Schwindt markiert den Eingang zur Kunstzone der Lokremise. Die Struktur des Vorhangs erlaubt es den Besuchern, die Stoffbahnen zu teilen und direkt in den Raum einzutreten. Die imposante Grösse und Farbigkeit verleitet dennoch dazu, dem Vorhangauch eine Rferenz an die St. Galler Textiindustrie, ähnlich einer Wand oder einem Raumteiler, zu folgen und auf geschwungenem Umweg den Raum zu betreten. Die Arbeit "Curtain", 2016, bildet in der Kunstzone der Lokremise gleichzeitig ein spezielles Entree für eine weitere Arbeit der Künstlerin. Begeht man den Raum entlang des Vorhangs erwartet den Besucher am Ende des derart beschriebenen Weges die Arbeit Home, 2018 – eine 10-teilige Keramik-Skulptur, deren einzelne Elemente an schmale, hohe, turmähnliche Gebäude erinnern. Der symbolische "Weg nach Hause" entlang der sinnliche Materialität des Stoffes ist hier sinnbildlich ebenso nachvollziehbar wie der Bezug zur szenischen Darstellung eines Theaters.
190208 KMSG Camouflage WP 12 04 03 Rich
Auch in der Arbeit von Catherine Biocca spielt der Raum, neben zivilem Ungehorsam und sozialpolitische Themen, eine zentrale Rolle. Das Vertauschen der Dimensionalitäten ist ein zentraler Punkt in ihrer Arbeitspraxis. Das Spiel mit dem Verborgenen bzw. mit der Täuschung ist in der Videoinstallation Sabotage, 2019 umgesetzt. Schmuck, Kleiderständer und Staubschutzhüllen, deren Installation auf den entsprechenden Ständern anthropomorphe Gesichtszüge annehmen, sprechen den Betrachter direkt an. Das Diktat der Mode, der Schönheitsideale, der Werbung und deren Einfluss auf unser Verhalten lassen sich durch die Konstrukte aus Mode und Schmuck ausgelöste Aktion als zweideutige Botschaft erscheinen - werden wir gecoacht oder wird uns hier auf subversive Weise nahegelegt, gegen das Diktat zu rebellieren?


«Camouflage» Ausstellung des Kunstmuseum St.Gallen
Sa 09. Februar bis So 16. Juni 2019 | Kunstzone der Lokremis
Öffnungszeiten: Mo bis Sa 13 – 20:00 Uhr | So 11 – 18:00 Uhr


190208 Camouflage Installationsansicht 12 CmarkmosmanCamouflage, Installationsansicht Foto ©markmosman

Begleit Agenda

Fr 08. Februar 2019, 18.30 Uhr - Vernissage

Di 12. Februar 2019, 18.30 Uhr - Öffentliche Führung
Kuratorenführung mit Lorenzo Benedetti und anschliessendem Apéro

So 24. März 2019, 13.00 Uhr -Öffentliche Führung

Mi 24. April 2019, 14.00 - 16.00 Uhr - Kinder Kunst Klub
Mit Daniela Mittelholzer und Sabrina Thöny, Kunstvermittlerinnen
Anmeldung: kunstvermittlung@kunstmuseumsg.ch

Di 30. April 2019, 18.30 Uhr - Öffentliche Führung

So 19. Mai 2019, 13.00 Uhr - Öffentliche Führung

So 16. Juni 2019, 13.00 Uhr - Öffentliche Führung

So 16. Juni 2019, 14.00 Uhr - Artist Talk & Performances

190208 Camouflage Installationsansicht 01 CmarkmosmanCamouflage, Installationsansicht Foto ©markmosman

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