Martha Jungwirth «Panta Rhei»

Veröffentlicht in Ausstellungen | Kunst (Archiv)

Die bislang umfassendste Ausstellung einer der bedeutendsten österreichischen Künstlerinnen in Deutschland

Ihre kleinformatigen bis monumentalen Aquarell- und Ölbilder zeigen die Ergebnisse eines nicht so einfachen Transformationsprozesses, in dem die wahrgenommene Realität nicht reproduziert, sondern in ein eigenständiges, atmosphärisches Äquivalent aus Farb- und Formkompositionen überführt wird. Die Werkschau umfasst Schlüsselwerke aus den 1970er Jahren bis heute und setzt einen Schwerpunkt bei ihren Aquarellen, deren koloristische Variationsbreite sie von Anbeginn ihres Schaffens auslotet. Anfang 2018 wurde Jungwirth mit dem renommierten Oskar-Kokoschka-Preis für ihr Lebenswerk ausgezeichnet, das die Albertina in Wien in einer Retrospektive vorstellte.

Martha Jungwirth «Panta Rhei»
Ihre farbmächtige Bildwelten pendeln zwischen gestischer Abstraktion und Gegenständlichkeit

Martha Jungwirths eindrückliche Malereien sind sinnliche Eindrücke von Gesehenem und Erfahrenem. Impulsgeber sind sowohl Eindrücke von Reisen oder Freunden wie auch Abbildungen politischer Ereignisse, kunsthistorischer Gemälde und die griechische Mythologie. lm Zusammenspiel von Erinnerung, aktueller Sinneswahrnehmung und Emotion entstehen pulsierende Farbräume, in welchen die gegenständlichen Referenzen partiell aufscheinen. Ihr intuitiver, dynamischer Malprozess schliesst den kontrollierten Zufall ein und bleibt stets sichtbar. Tropfen, Farbrinnsale und -flecken sind Bestandteil der Bildkomposition und verweisen auf den Entstehungsprozess der Werke. lm Wechsel von Fülle und Leere, opaker Dichte und ephemerer Auflösung gelingt es Jungwirth, in ihrer Malerei verschiedene Wahrnehmungsebenen einzufangen und in dynamische Farbkompositionen zu übertragen.
181020 KMRV Martha Jungwirth 2018 Ausstellungsansicht Foto regio4youAusstellungsansicht
Seit ihren künstlerischen Anfängen schätzt sie Papier mit seiner Eigenfarbe als Malgrund. Häufig verwendet sie gebrauchte Kartons oder bereits abgerissene Papiere als Malfläche, da diese ihrer Affinität zum Ungeschönten und Rauen entsprechen. In den 1980er Jahren wendet sie sich verstärkt grossformatigen Aquarellmalereien zu. Im wässrigen, durchsichtigen Aquarell findet sie eine Technik, die den Moment der Bewegung einzufangen vermag und ihrer Leidenschaft für ein nuancenreiches Kolorit entspricht.

ln ihren Ölmalereien wird das Wechselspiel zwischen Verdichtung und Auflösung, autonomer Malerei und gegenständlichem Bezug besonders deutlich. Sowohl im Selbstporträt wie in oler durch das Gemälde von Frans Hals angeregten Arbeit entsteht aus virtuos gesetzten Pinselstrichen eine Figur, deren Erscheinung sich gleichsam verflüchtigt.

Um in den Arbeiten dieser Künstlerin anzukommen und den verschiedenen Wahrnehmungs- und Gefühlszuständen nachzuspüren, muss man das Risiko eingehen, sich in ihnen zu verlieren.


Einzelausstellung Martha Jungwirth
Sa 20. Oktober 2018 bis So 24. Februar 2019 | Kunstmuseum Ravensburg

Öffnungszeiten Di bis So 11-18 Uhr | Do -19 Uhr | Mo geschlossen, ausser feiertags


Martha Jungwirth (*1940 in Wien) studierte von 1956 bis 1963 an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien, wo sie 1967 bis 1977 auch selbst lehrte. Bereits früh mehrfach ausgezeichnet und bekannt für ihre Zeichnungen und Aquarelle bekannt, begann sie bald mit Selbstportraits und der Darstellung von Alltagsgegenständen. Mit ihren wie Röntgenbilder anmutenden Zeichnungen von Haushaltsgeräten rückte sie 1977 auf der Documenta VI in Kassel erstmals in den Blickpunkt der internationalen Kunstszene. Während sie in ihren frühen Werken dem Gegenstand noch stärker verhaftet war, löste sich die Form in den 1980er Jahren immer mehr in Richtung Abstraktion und Emotion auf: die Gegenstandsfarbe wurde zur Gefühlsfarbe. Sie lebt und arbeitet heute in Wien und Neumarkt an der Raab (Burgenland).
181020 KMRV Martha Jungwirth 2018 im Gesprach Foto regio4youMartha Jungwirth links mit Ute Stuffer Direktorin Kunstmuseum Ravensburg

Rahmenprogramm

Fr 19.10.2018 - 19 Uhr | Eröffnung
Es sprechen: Simon Blümcke, Erster Bürgermeister der Stadt Ravensburg
Ute Stuffer Direktorin Kunstmuseum Ravensburg

Fr 07.12.2018 - 17:00 Uhr | Im Dialog «Fokus: Martha Jungwirth. Aquarell»
Ausstellungsrundgang mit Prof. Dr. Thomas Knubben, Professor für Kulturwissenschaft und Kulturmanagement an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg.
Unter seiner Leitung fand in der Städtischen Galerie Ravensburg eine Einzelausstellungsreihe zum Aquarell im 20. Jahrhundert statt, u. a. mit Paul Klee, Wols, Francesco Clemente, Joseph Beuys, Otto Dix und Marlene Dumas.
Eintritt: pro Person: 5 Euro zzgl. / Eintritt Studenten und Auszubildende frei

Do 17.01.2019 - 19:00 Uhr | Vortrag «Martha Jungwirth: Losgelassenes Erfassen»
von Prof. Dr. Jörg Heiser Direktor Institut für Kunst im Kontext, Universität der Künste Berlin, Kunstkritike
Jörg Heiser spricht über das eigensinnige Werk Martha Jungwirths und zeigt Parallelen zu den Malern Joan Mitchell (1925-1992) und Asger Jorn (1914-1973) auf.
Eintritt: pro Person: 5 Euro zzgl. Eintritt / Studenten und Auszubildende frei

Führungen
ieden So 15 Uhr -Turnusführung
pro Person: 5 6 zzgl. Eintritt
jeweils Do 08. November, 13. Dezember, 24. Januar, 7. Februar, 18 Uhr - Kuratorische Führung
pro Person: 6 6 zzgl. Eintritt
jeden ersten Mi im Monat 07. November, 5. Dezember, 2. Januar, 6. Februar, 12:30 Uhr - Lunchtime Führung
pro Person: 3 6 zzgl. Eintritt
ieweils Sa 10. November, 15. Dezember, 12. Januar, 2. Februar, 11.30 Uhr - Architekturführung
pro Person: 5 6 zzgl. Eintritt
Do 10. Januar, 18 Uhr - Studenten führen Studenten und junge Erwachsene
ln Zusammenarbeit mit dem Fach Kunst, Pädagogische Hochschule Weingarten

Vermittlungsprogramm
Das Vermittlungsprogramm umfasst speziell ausgearbeitete Führungen und Workshops für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, Kindergärten und Schulen, sowie ein "Offenes Atelier" für generationsübergreifende Begegnungen. Ausführliche lnformationen zu den Angeboten in der Vermittlungsbroschüre oder auf unter www.kunstmuseum-ravensburg.de 


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