Andreas Rosenthal - Eingraben und Aufschichten. Drucke vom Holz.

Vom Sonntag, 28. Januar 2018 -  11:00
bis Sonntag, 1. April 2018 - 17:00
 
 

Plakat zur Ausstellung Andreas Rosenthal Eingraben und Aufschichten Drucke vom HolzAndreas Rosenthal zählt zu den Erneuerern des zeitgenössischen Holzschnitts, der besonders im deutschen Südwesten seit den frühen 1990er Jahren eine beeindruckende Renaissance erfuhr und bis heute erfährt. Wiewohl nicht zur „Gruppe“ der Süddeutschen zählend, die mit Felix Droese, Wolfgang Gäfgen, Martina Geist, Peter Guth oder Matthias Mansen wiederholt im Kunstmuseum Singen vorgestellt wurden, ist der in Münster lebende und arbeitende Holzschneider Rosenthal mit Ausstellungen in Schaffhausen, Tuttlingen, Ulm, Albstadt und Reutlingen auch im deutschen Südwesten und im Bodenseeraum bekannt geworden. Das Kunstmuseum Singen zeigt nun, ab dem 28. Januar, eine konzentrierte Auswahl seiner schwarz-weißen wie farbigen Holzschnitte und Druckstöcke – von ersten Arbeiten aus dem Schlüsseljahr 1992 bis zu den neuesten Serien von heute.

Jeder einzelne Gestaltungs- und Druckvorgang ist bei Andreas Rosenthal ein offen angelegtes Experiment. Die Idee, „verwurzelt im Zeichnerischen“, so Andreas Rosenthal, muss entschieden, mit Kraft, „durch das Material hindurch“. Mit dem Beitel, verschiedenen Hobeln und Raspeln, aber auch mit der Axt, der Kettensäge und dem Winkelschneider traktiert, ja malträtiert Andreas Rosenthal – einem Bildhauer gleich sich verausgabend – seine dicken Schichtholzplatten.

2 Rosenthal Andreas o.T. Gesten 2013 FarbholzschnittmontageVon diesen gezeichneten, „verwundeten“, mitunter gar durchlöcherten Stöcken druckt der Künstler seine Unikatdrucke selbst ab. Längst hat Rosenthal dabei jene verblüffende Sicherheit und Souveränität erreicht, die es ihm ermöglicht, seine Druckstöcke frei zu kombinieren, Drucke mehrschichtig (von bis zu 7 Platten) und Lage um Lage komplexe Bildräume und Montagen aufzubauen.

In seinen Arbeiten schließen sich abstrakte, figurative, skripturale, seit 2007 auch gestische Zeichen und Chiffren zusammen zu großformatigen, vielfach variierten Tableaus und mehrteiligen Bildblöcken. In diese tektonischen Platten, die niemals ganz zur Ruhe kommen, lagert Rosenthal die Prozesse des Schichtens ein.

3 Rosenthal Andreas o.T. Gesten 2009 Holzschnittmontage 1Die Ausstellung im Kunstmuseum Singen zeigt die Werkgruppe der „Steine“ aus den 1990er Jahren; darunter auch die mehrteilige Serie „Regal“, in der 18 Holzschnitte an der Wand in einer Bodenarbeit mit 18 Holzstöcken gespiegelt werden, sowie die 1996 entstandene „Schaffhauser Wand“. Es folgt eine Auswahl aus den bis Mitte der 2000er Jahre entstandenen, unbetitelten Holzschnitten, in denen Andreas Rosenthal die Farbe,         den Weißüberdruck und weitere Techniken für sich entdeckt, die sein Repertoire des Holzschnitts und –drucks erweitern. Aufbauend auf seiner Auseinandersetzung mit

4 Rosenthal Andreas o.T. Steine 2013 FarbholzschnittmontageRichard Peters (1895-1977) berühmter Nachkriegsfotografie von 1949, welche die Steinfigur der Bonitas (Güte) am Dresdner Rathausturm mit geöffneter Hand schwebend über dem Trümmerfeld der zerbombten Stadt zeigt, bezieht Andreas Rosenthal ab 2015 die Sprache der Gesten, aber auch Schriftzüge in seinen

„Chor der Stimmen“ ein. Einmal mehr weitet er so sein Feld des Holzschnitts entschieden aus. Zuletzt schloss sich ein Kreis, indem Andreas Rosenthal die Werkgruppe der „Steine“ nochmals aufgegriffen und neu bearbeitet hat.
Ergänzend zur Singener Ausstellung zeigt das Morat-Institut für Kunst und Kunstwissenschaft in Freiburg ab                    4. März weitere Holzschnitte Andreas Rosenthals.

Andreas Rosenthal kam 1950 in Düsseldorf zur Welt und studierte, nach einem Studium der Sozialwissenschaften, Kunst an der Akademie Düsseldorf, Abteilung Münster. Früh mit Förderpreisen, Stipendien und Lehraufträgen bedacht, wandte sich der Druckgraphiker, der immer wieder auch experimentell mit Jugendlichen in Workshops gearbeitet hat, 1992 von der Schabzeichnung und vom Linoldruck ab und dem Holzschnitt zu. Wiederholt wurde er dafür mit Arbeitsstipendien und Gastprofessuren in Soest, Bremen, Grimma und Hombroich ausgezeichnet. 2013 gab Rosenthal seinen langjährigen Lehrauftrag an der FH Design, Düsseldorf, zurück und arbeitet seither als freier Künstler im eigenen Atelier in Münster.

Der aktuelle Katalog: „Eingraben und Aufschichten. Erinnerte Vorahnung. Andreas Rosenthal – Holzschnitte 1992 – 2017. Kloster Bentlage Rheine 2017.“ (148 S., 65 Farbabbildungen mit Texten von Gundula Caspary und Fritz Emslander) ist zu den Ausstellungen im Stadtmuseum Siegburg, im Kunstmuseum Singen und im Morat Institut Freiburg (€ 25).

 
 
Veranstaltungsort: Kunstmuseum Singen
http://www.kunstmuseum-singen.de/index.php?id=17
 
 
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