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Wolf Biermann - Warte nicht auf bessre Zeiten!

Veröffentlicht in Bühne | Literatur (Archiv)

Fr 12. Mai 2017 - 20:00 Uhr | Stadttheater Konstanz

Selten sind persönliches Schicksal und deutsche Geschichte so eng verwoben wie bei Wolf Biermann. Ein Leben zwischen West und Ost, ein Widerspruchsgeist zwischen allen Fronten. Mit sechzehn ging er in die DDR, die er für das bessere Deutschland hielt. Hanns Eisler ermutigte ihn, Lieder zu schreiben, bei Helene Weigel assistierte er am Berliner Ensemble. Dann fiel er in Ungnade, erhielt Auftritts- und Publikationsverbot. Die Stasi observierte ihn rund um die Uhr, während er im Westen gefeiert und geehrt wurde. Die Proteste gegen seine Ausbürgerung 1976 gelten als Anfang vom Ende der DDR.

Wolf Biermann - Warte nicht auf bessre Zeiten!
Zusammen mit Manuel Soubeyrand liest Wolf Biermann aus seiner Autobiographie.

170512 wolf biermann4aFoto 2008 © Thorsten JanderEindringlich erzählt Biermann vom Vater, der als Jude und Kommunist in Auschwitz ermordet wurde, von der Mutter, die ihn aus dem Hamburger Bombeninferno rettete, vom väterlichen Freund Robert Havemann, mit dem er das Los des Geächteten teilte. Er führt uns in die absurde Welt der DDR-Diktatur mit ihren Auswüchsen, aber auch ihren täglichen Dramen menschlicher Widerständigkeit. Und er erzählt von seinen in den Westen geschmuggelten, im Osten heimlich kursierenden Liedern, deren »Verskunst, robuste Rhetorik und gewaltige Sprachkraft« Marcel Reich-Ranicki lobte. Bei aller Heftigkeit des Erlebten lesen sich Biermanns Erinnerungen wie ein Schelmenroman in bester schweijkscher Manier. Ein einzigartiges Zeitzeugnis.

Wolf Biermann, geboren 1936 in Hamburg, ist seit den 1960er Jahren einer der bedeutendsten deutschen Liedermacher und Lyriker. Der Vater, Kommunist und Jude, wurde 1943 in Auschwitz ermordet. 1953 übersiedelte Biermann in die DDR. Ab November 1965 mit einem totalen Auftritts- und Publikationsverbot belegt wurde er der radikalste Kritiker gegen die Parteidiktatur der DDR und veröffentlichte in Westdeutschland. 1976 - gegen alle Rechtsnormen - ausgebürgert. Die Ausbürgerung löste eine ungeahnt grosse Protestbewegung in Ost und West aus. Er kehrt nach Hamburg zurück. Wolf Biermann wurde vielfach ausgezeichnet, darunter mit dem Georg-Büchner-, dem Heinrich-Heine- und dem Theodor-Lessing-Preis.

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