Fotografieren in psychiatrischen Einrichtungen um 1900

Dienstag, 22. November 2022, 19:00
 
 
Vortrag von Dr. Katrin Luchsinger
Das Medium der Fotografie kam der Psychiatrie am Ende des 19. Jahrhunderts entgegen, denn man vertraute darauf, dass die Fotografie die «Wirklichkeit» genau abbilde. Psychiaterinnen und Psychiater, die Geisteskrankheiten erforschten und behandelten, waren der Meinung, dass sich deren Ursachen an der Form des Schädels, in der Physiognomie, im Ausdruck und in der Haltung der Patientinnen und Patienten zeigten. Man sammelte also Fotografien als Beweismittel für solche Hypothesen.

Viele dieser Bestände, oft Glasdiapositive oder Fotoalben, sind erhalten geblieben. An die Wand projizierte «Lichtbilder» illustrierten Vorträge für ein Fachpublikum, Lehrbücher wurden bebildert und Fotos erwiesen sich als hilfreich bei Ausbildung des Pflegepersonals. Auch das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Psychiatrie sollte durch Fotos gestärkt werden, und diese wurde nun, um 1920, breit informiert, beispielsweise über Erziehungsfragen, Verhütung oder über die Folgen des Alkoholismus. Dieses Gebiet nannte sich «Psychohygiene».

Schliesslich geben viele der Aufnahmen, die nie veröffentlicht wurden, kostbare Einblicke «hinter die Mauern» einer Anstalt. Gezeigt wird das Leben, wie es sich dort abspielte, jenes der Ärztinnen und Ärzten, die – wie das Pflegepersonal auch – in der Anstalt lebten und jenes der Patientinnen und Patienten, die auf ihrer «Abteilung» oft Jahre ihres Lebens verbrachten.

Das Forschungsgebiet der promovierten Kunsthistorikerin Katrin Luchsinger ist die Wechselwirkung zwischen Kunst und Psychiatrie um 1900. Bis 2019 war sie an der Zürcher Hochschule der Künste tätig. Heute arbeitet sie arbeitet selbstständig, u.a. als Herausgeberin zahlreicher Publikationen.

Der Vortrag findet im Rahmen der Ausstellung «Hinter Mauern – Fotografie in psychiatrischen Einrichtungen von 1880 bis 1935» statt.


 
 
Veranstaltungsort: Kunstmuseum Thurgau - Kartause Ittingen
https://kunstmuseum.tg.ch
Eintritt frei

Weitere Info: Anmeldung erwünscht: sekretariat.kunstmuseum@tg.ch
 
 
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