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Dialog # 2 – Imagination oder Im Draussen das Drinnen sehen

Veröffentlicht in Ausstellungen | Kunst (Archiv)

Sa 09. September bis Sa 11. November 2017 | QuadrART Dornbirn
Öffnungszeiten: Mi / Do / Fr / Sa 17-19 Uhr

Mit Imagination wird vor allem die psychische Fähigkeit gemeint, sich Bilder im Geiste zu entwickeln oder sich an solche zu erinnern und diese mit dem inneren geistigen Auge anschaulich wahrzunehmen. Über diese Fähigkeit verfügen manche Menschen problemlos, andere hingegen nur mit grosser Anstrengung oder gar mit unbewusster Hilfe wie zum Beispiel die der Kunst. In dieser Ausstellung werden eine Auswahl an Kunstwerken, die sich auf mannigfaltige Art und Weise dem Thema nähern, gezeigt.

Dialog # 2 «Imagination»
in Kooperation mit dem Vorarlberg Museum, Bregenz
Kuratoren: Erhard Witzel, Ute Denkenberger und Dr. Andreas Rudigier

Im Mittelpunkt dieser Ausstellung sollen die vielfältigen künstlerischen Möglichkeiten und Ausdrucksformen gezeigt werden, die unsere Phantasie aktivieren und zwar mit regionaler Kunst aus der Sammlung des vorarlberg museums und mit Arbeiten nationaler und internationaler Künstler aus der Sammlung Erhard Witzel.
Ausgewählt wurden Werke von insgesamt zwanzig Künstlerinnen und Künstlern, die einen ganz persönlichen Einblick in dieses ausserordentlich spannende Thema geben.

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Elisabeth Klocker, in Wien lebenden Vorarlberger Fotografin und Filmemacherin, lichtet generell sich und ihren „kaiserlichen“ Hofstaat mit grosser Staffage in all ihren Arbeiten ab, belässt es aber nicht bei der schlichten Darstellung dieser höfischen Gesellschaft, sondern verlegt mit parodistischen und politischen Statements die Figuren aus der Geschichte in die Gegenwart. Oder die Gegenwart in die Vergangenheit?

Helga Schmidhuber, Meisterschülerin von Dieter Krieg und Albert Oehlen, lotet in ihren oft grossformatigen Bildern, so auch in dem hier gezeigten, die unterschiedlichsten Möglichkeiten einer bildhaften Darstellung aus. Eindimensionale Geschichten genügen ihr nie. Es werden in den Werken, und das in vielfältigster Art und Weise und dazu mit den unterschiedlichsten Materialien, hintergründige Realitätsebenen geschaffen.

Bei Ingmar Alge, dem Dornbirner Maler, stellen sich beim Betrachten der malerischen Studien ähnliche Fragen einer Mehrdimensionalität. Die Loslösung eines abgebildeten Mannes am Schwimmbadrand von jeglicher sozialen Umgebung zeigt eindringlich Spuren von Einsamkeit, Resignation, Entwurzelung und Verlorenheit.

Thomas Hoor´s Bilder sind in jedem Fall Augenblickaufnahmen. In einer Reihe des Malers sind auch die Menschen von Unsicherheit, Entfremdung oder Verweisung infiziert. So wird trotz des vorteilhaften Äusseren in Ausdruck und Ausstrahlung eher Sehnsucht, innere Schwere und Leiden als Lebensfreude, Leichtigkeit und Übermut entdeckt.

David Murray, der aus Glasgow stammende Künstler, arrangiert konstruiert und persifliert, seit 1990, gesellschaftstypische Szenen, indem er eine Bildidee entwickelt, dann entsprechende Kulissen und Requisiten im Modellformat anfertigt, um mit ihnen schliesslich eine Art Assemblage zu inszenieren. Damit stellt nicht nur er sich, sondern das von ihm benutzte Medium der Fotografie auf die Stufe eines distanzierten Beobachters.

Sabine Dehnels künstlerische Grundhaltung erschliesst sich als eine pendelnde zwischen den von ihr benutzten Medien Fotografie, Malerei und Performance und den daraus entstehenden Wirkungen. Ihre Ausgangsbedingungen sind Realdarstellung in der die Protagonistin Teil ihrer künstlichen Szene wird. Gerade diese aussergewöhnliche Verfahrensweise, - „Stille Post“ nennt es die Künstlerin -, wird zum Geheimnisträger.

Karin Hoerler, in Frankfurt geboren und in Frankreich lebend, lotet im Gegensatz zur Murray und Dehnel mit denkbar einfachen und äusserst präzisen Mitteln, die Grenzen zwischen figürlich-gegenständlich und ornamental-abstrakter Darstellung aus. Mit der von ihr verwendeten Methode untersucht sie die Wirklichkeit und deckt so mit einfachsten Mitteln Beziehungsverhältnisse auf.
Auch Wolfgang Häusler, ehemals Künstler und heute erfolgreicher Galerist in München und Zürich, beschäftigt sich in den Arbeiten aus seinem Mappenwerk „Konfrontation“ mit Beziehungsebenen. Es zeigt in erschreckender Art und Weise die situative Entfremdung und Entfernung voneinander, nie war die Arbeit so aktuell wie heute.

Von Melende Navaro dem spanischen Künstler stammt die Sockelskulptur aus Ytong, ein Kopf ohne Körper mit einer übergrossen Brille und dazu rote Augen. Was lösen diese „Rote Augen“ wohl in uns aus? sicher erzeugen sie in uns jedoch eher Verunsicherung, Ängste und Abneigung, weniger Vertrauen und Zuneigung.

Thomas Scheiderbauers Gesicht in der Arbeit „Porträt Textur II“changiert zwischen zweidimensionaler Dokumentation und dreidimensionaler Kreation
Liu Guangyun, in Shanghai lebend und arbeitend, versucht mit einer von ihm speziell entwickelten Technik der dreidimensionalen Darstellung von Gesichtern, die es so gar nicht gibt, ein Idealzustand zu erzeugen. Seine Frauengesichter wurden von ihm wie in einer Schönheitsoperation aus mehreren unterschiedlichen Physiognomien zusammengesetzt.
Bei Christian Grass dem in Dornbirn lebenden Fotografen empfindet man trotz einigen zusätzlichen Reizen beim Betrachten der Arbeit „Unter mir“ eher keinen Idealzustand.

Robert Frank, der schweizerisch-amerikanische Fotograf, liefert eine treffende Interpretation seiner Arbeit. „Ich versuche immer, im Draussen das Drinnen zu sehen. Ich versuche, etwas zu sagen, was wahr ist. Aber vielleicht ist nichts wirklich wahr. Ausser dem, was dort draussen ist. Und was dort draussen ist, verändert sich laufend“.

Ilse Haider, in Wien lebende Künstlerin, vereinigt von Objekten, Fotografien bis zu Videoarbeiten verschiedene Kunstgattungen. Alte Schwarz-Weiss Fotografien werden auf dreidimensionale Bildträger entwickelt und werden zu Skulpturen. Durch die entsprechende Bewegung des Betrachters vor dem Werk erscheinen und verschwinden die abgebildeten Personen.

Armin Rupprechter konfrontiert den Betrachter mit alltäglichen Dingen, Prozessen oder Zeichen, die jeden Menschen tagtäglich umgeben. Das besondere künstlerische Umgehen mit dem „Bekannten“ liegt bei ihm indes darin, mit seinem verstellten Blick, hinter die Dinge zu schauen.

Markus Gohm, von Beruf Architekt, ist Quereinsteiger in der Kunst und hat sich mit seinem künstlerischen Schaffen der Fotografie verschrieben. Möglich, dass in dem von ihm abgelichteten Schlafzimmer das normalerweise sicherlich unbewohnt ist, verschiedenste mögliche Erlebnisse stattgefunden haben.
Auch bei Hong Sung Do, in Seoul lebender Künstler, werden bei einem Bummel durch Barcelona mit dem Aufbringen von Applikationen auf die Stadtansicht Eindrücke hervorgehoben die ihn wohl besonders beschäftigt haben.

Alessandra Beltrames Wandinstallation „Investment“ blendet mit goldenen Päckchen, geheimnisvolle Tütchen mit vielleicht vielversprechendem, aber vollkommen unsichtbarem Inhalt. Die Arbeit nimmt Bezug zu Aktiengeschäften und die sich immer pervertierender entwickelnde Finanzwelt auf. Ähnlich wie bei Aktien hat man trotz der hochwertigen und goldfarbenen Verpackung, kein Gefühl, ob der Inhalt einen wirklichen Wert enthält.

Bei Christine Lederers Arbeit zum Thema „Heimat“ geht es um Identität, Ortsbezug, Lebensgefühl und Weltauffassung geht. In einer atmosphärisch verdichteten Rauminstallation, die sich als ebenso beklemmende wie heimelige „Erinnerungskammer“ deuten lässt, macht die Künstlerin deutlich, dass Heimat für sie viel mit Enge aber auch Weite, mit Vergessen aber auch Erinnern und natürlich mit der Liebe zu Vergangenem zu tun hat.

Gerold Tagwerker, in Wien lebend, und Heiner Thiel, in Wiesbaden lebend, legen mit ihren konkreten, ja minimalistischen Arbeiten die viel mit Architektur zu tun, Fährten aus - sei es vom Material her, bei Tagwerker ist es Stahl, Aluminium bei Thiel, aber bei beiden mehr noch vom Raum. Trotz der vermeintlich einfachen Bildsprache, werden Fragen und Projektionsebenen aufgeworfen. Wenn man sich darauf einlässt kommt bei genaueren Hinsehen vieles heraus und wird neu sichtbar.
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