Gruppenausstellung mit digitalem Appetizer «Auszeit. Von Pausen und Momenten des Aufbruchs»

Veröffentlicht in Ausstellungen | Kunst (Archiv)

Nahezu jeder Mensch kennt das Bedürfnis nach einer selbstbestimmten Auszeit. Im Allgemeinen steht eine Auszeit für einen temporären Ausstieg aus dem kontinuierlichen Zeitmanagement und charakterisiert eine Zeitspanne, die nicht primär von der objektiven Zeitmessung, sondern dem persönlichen Zeitempfinden geprägt ist. Konzipiert wurde dies Ausstellung lange bevor SARS-COV-2, mit dem temporären Einfrieren des öffentlichen Lebens, als rahmender Kontext dieses Projekts unser alltägliches Leben bestimmt hat.

Von Präsenzerfahrungen und Strategien der Entschleunigung wird den Fragen nachgegangen, welche Formen die Auszeit annehmen und welche Funktionen sie erfüllen kann. Die Werke verdeutlichen die genussvollen wie janusköpfigen Elemente des Freizeit- und Vergnügungsgeschehens und stellen kritisch wie humorvoll die Taktung einer Leistungsgesellschaft in Frage. Ein Bogen von Werken der 1910er-Jahre bis in die Gegenwart beleuchtet aus der Perspektive der Kunst, dass der Ausbruch aus der Betriebsamkeit auch eine Form der Verweigerung oder des Widerstands sein kann. Bereits die expressionistischen Werke der Künstlergruppe «Brücke» (1905–1913) versinnbildlichen Auszeiten des Vergnügens und des Aufbegehrens.
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Die künstlerischen Positionen fordern das Recht auf Müssiggang, entwerfen einen autonomen Zugang zur Zeit und alternative Strategien der Präsenz und verdeutlichen, welche Potenziale aus künstlerischer Sicht in einer Auszeit stecken. Die Darstellungen der Ausflüge in die Natur zu Beginn des 20. Jahrhunderts zeugen sowohl von der erholsamen Pause als auch von der kompromisslosen künstlerischen Entfaltung und dem Entwurf einer utopischen Gegenwelt zur fortschrittsorientierten, reglementierten Gesellschaft im Wilhelminismus. Spätestens durch die Werke, die zur Kontemplation oder auch humoristisch zur Entschleunigung und Präsenzerfahrung anregen, wird die genuin moderne Vorstellung der Auszeit als Unterbrechung des getakteten Lebensalltags für die Besucher*innen zugleich physisch erfahrbar.


»Auszeit. Von Pausen und Momenten des Aufbruchs« Kuratiert von: Kristina Gross (Kunstmuseum Ravensburg)
Sa 17. April bis So 11. Juli 2021 Kunstmuseum Ravensburg
leider Coronabedingt vorübergehend geschlossen

Mit Arbeiten von: Marina Abramović | Bas Jan Ader | Cosima von Bonin | Natalie Czech | Alejandro Cesarco | Die Tödliche Doris | Otto Dix | William Engelen | FORT | Valeska Gert | Rodney Graham | Axel Heil | Sophia & Franziska Hoffmann | Christian Jankowski | Ernst Ludwig Kirchner | Barbara Klemm | Friedrich Kunath | Mark Leckey | Otto Mueller | Ernesto Neto | Yoko Ono / John Lennon | Max Pechstein | Dan Perjovschi | Karl Schmidt-Rottluff | Situationistische Internationale | Mladen Stilinović | Grace Weaver | Erwin Wurm und Andrea Zittel
0427 KMRV Auszeit 08



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