«Vadian und die Heiligen» ein Einblick in eine Welt im Umbruch
Sonderausstellung Sa 28. Oktober 2017 bis So 30. Dezember 2018 | HVM Historisches und Völkerkundemuseum St.Gallen
Öffnungszeiten Di bis So 10 – 17 Uhr | Geschlossen an Heiligabend, Weihnachtstag, Silvester Neujahr, Karfreitag, 1. August
Das frühe 16. Jahrhundert ist eine bewegte Zeit. Vieles ist im Umbruch. Erste Umrisse einer «modernen Welt» zeichnen sich ab. Die Wissenschaft bricht zu neuen Ufern auf. Mit dem Buchdruck gewinnt die Wissensvermittlung eine neue Dynamik. Mehr Menschen haben nun Zugang zu neuesten Erkenntnissen, Entdeckungen und Erfindungen. Für Forscher ist dies ein Impuls, ihre Studien zu veröffentlichen und zu systematisieren. Dank der Erschliessung neuer Märkte wird 1492 Amerika entdeckt und 1498 der Seeweg nach Indien. Es entsteht ein neues Bild der Welt.
«Vadian und die Heiligen»
Ein Film und eine lebensechte Schaufigur des «Stadtvaters» machen das Leben in St.Gallen vor 500 Jahren auf vielfältige Weise fassbar
Ferne Länder und ihre Kulturen rücken ins Blickfeld. Die Menschen in Europa interessieren sich für die Neuigkeiten aus Ost und West. Exotische Waren wie die Kokosnuss, Heil- und Genussmittel wie der Tabak, sogar Tiere wie das Meerschweinchen sind begehrte Kuriositäten und gelangen auch nach St.Gallen. St.Gallen ist um 1500 eine selbstbewusste Reichsstadt mit weitreichenden Handelsbeziehungen. Die Reformation bietet ihr die Gelegenheit, sich endgültig von der Abtei St.Gallen zu emanzipieren. Ihr Wunsch, in wirtschaftlichen, politischen und kirchlichen Fragen selbstbestimmt zu entscheiden, fällt nun auf fruchtbaren Boden. Vieles wird hinterfragt.
Joachim von Watt, genannt Vadian, stammt aus einer angesehenen St.Galler Familie. Nach 16 Jahren an der Universität in Wien – hier hat er studiert und unterrichtet – kehrt er als Arzt nach St.Gallen zurück. Kurz darauf wird er Bürgermeister und Förderer der Reformation. Vadian festigt die Reformation in der Stadt St.Gallen. Das Fürstenland aber wird nach 1531 wieder katholisch. Die gemeinsame wirtschaftliche Basis, das Textilgewerbe, fordert jedoch über Glaubensfragen hinweg ein Zusammengehen von Stadt und Land.
Die Ausstellung vermittelt Zusammenhänge mit Originalobjekten, Texten, Bildern – und mit kurzen Interviewfilmen. Realisiert wurden sie vom St.Galler Film- und Videoproduzenten Andreas Baumberger der dafür namhafte HistorikerInnen gewinnen konnte. Vadian selber ist in der Ausstellung sogar dreidimensional, als lebensechte Schaufigur, anwesend. Sie zeigt den «Stadtvater», wie man ihn noch nie gesehen hat. Selbstbewusst, aber auch etwas nachdenklich sitzt er, etwa 60 Jahre alt, auf einem Stuhl. Realisiert wurde die Schaufigur vom bekannten Präparator Marcel Nyffenegger in Flurlingen der alle verfügbaren Angaben über Vadians Aussehen in die Gestaltung mit einbezog.
Ein weiterer Teil der Ausstellung widmet sich sakralen Bildwerken. Die Kirchenplastiken und Altarbilder aus der Sammlung des HVM wurden sorgfältig restauriert und wissenschaftlich neu aufgearbeitet. Sie geben einen Einblick in das religiöse Kunstschaffen der Region vom Spätmittelalter bis zur Barockzeit und sind Ausdruck der tiefen Frömmigkeit jener Zeit. Die Sammlung vorreformatorischer sakraler Bildwerke des HVM umfasst Beispiele aus dem ganzen Kanton St.Gallen. Sie ist klein, aber fein und angesichts des schmalen Gesamtbestandes an erhaltenen Objekten bedeutungsvoll. Viele religiöse Werke sind während der Reformation, aber auch in späteren Wirren zerstört worden. Einige gingen geregelt zu den Stiftern zurück. Im Barock und im Historismus mussten aber viele mittelalterliche Kirchen Neubauten weichen.
Das Veranstaltungsprogramm bietet vertiefende Begegnungen mit Führungen, Vorträgen und Workshops - Details auf www.hvmsg.ch
Öffnungszeiten Di bis So 10 – 17 Uhr | Geschlossen an Heiligabend, Weihnachtstag, Silvester Neujahr, Karfreitag, 1. August
Das frühe 16. Jahrhundert ist eine bewegte Zeit. Vieles ist im Umbruch. Erste Umrisse einer «modernen Welt» zeichnen sich ab. Die Wissenschaft bricht zu neuen Ufern auf. Mit dem Buchdruck gewinnt die Wissensvermittlung eine neue Dynamik. Mehr Menschen haben nun Zugang zu neuesten Erkenntnissen, Entdeckungen und Erfindungen. Für Forscher ist dies ein Impuls, ihre Studien zu veröffentlichen und zu systematisieren. Dank der Erschliessung neuer Märkte wird 1492 Amerika entdeckt und 1498 der Seeweg nach Indien. Es entsteht ein neues Bild der Welt.
«Vadian und die Heiligen»
Ein Film und eine lebensechte Schaufigur des «Stadtvaters» machen das Leben in St.Gallen vor 500 Jahren auf vielfältige Weise fassbar
Ferne Länder und ihre Kulturen rücken ins Blickfeld. Die Menschen in Europa interessieren sich für die Neuigkeiten aus Ost und West. Exotische Waren wie die Kokosnuss, Heil- und Genussmittel wie der Tabak, sogar Tiere wie das Meerschweinchen sind begehrte Kuriositäten und gelangen auch nach St.Gallen. St.Gallen ist um 1500 eine selbstbewusste Reichsstadt mit weitreichenden Handelsbeziehungen. Die Reformation bietet ihr die Gelegenheit, sich endgültig von der Abtei St.Gallen zu emanzipieren. Ihr Wunsch, in wirtschaftlichen, politischen und kirchlichen Fragen selbstbestimmt zu entscheiden, fällt nun auf fruchtbaren Boden. Vieles wird hinterfragt.
Joachim von Watt, genannt Vadian, stammt aus einer angesehenen St.Galler Familie. Nach 16 Jahren an der Universität in Wien – hier hat er studiert und unterrichtet – kehrt er als Arzt nach St.Gallen zurück. Kurz darauf wird er Bürgermeister und Förderer der Reformation. Vadian festigt die Reformation in der Stadt St.Gallen. Das Fürstenland aber wird nach 1531 wieder katholisch. Die gemeinsame wirtschaftliche Basis, das Textilgewerbe, fordert jedoch über Glaubensfragen hinweg ein Zusammengehen von Stadt und Land.
Die Ausstellung vermittelt Zusammenhänge mit Originalobjekten, Texten, Bildern – und mit kurzen Interviewfilmen. Realisiert wurden sie vom St.Galler Film- und Videoproduzenten Andreas Baumberger der dafür namhafte HistorikerInnen gewinnen konnte. Vadian selber ist in der Ausstellung sogar dreidimensional, als lebensechte Schaufigur, anwesend. Sie zeigt den «Stadtvater», wie man ihn noch nie gesehen hat. Selbstbewusst, aber auch etwas nachdenklich sitzt er, etwa 60 Jahre alt, auf einem Stuhl. Realisiert wurde die Schaufigur vom bekannten Präparator Marcel Nyffenegger in Flurlingen der alle verfügbaren Angaben über Vadians Aussehen in die Gestaltung mit einbezog.
Ein weiterer Teil der Ausstellung widmet sich sakralen Bildwerken. Die Kirchenplastiken und Altarbilder aus der Sammlung des HVM wurden sorgfältig restauriert und wissenschaftlich neu aufgearbeitet. Sie geben einen Einblick in das religiöse Kunstschaffen der Region vom Spätmittelalter bis zur Barockzeit und sind Ausdruck der tiefen Frömmigkeit jener Zeit. Die Sammlung vorreformatorischer sakraler Bildwerke des HVM umfasst Beispiele aus dem ganzen Kanton St.Gallen. Sie ist klein, aber fein und angesichts des schmalen Gesamtbestandes an erhaltenen Objekten bedeutungsvoll. Viele religiöse Werke sind während der Reformation, aber auch in späteren Wirren zerstört worden. Einige gingen geregelt zu den Stiftern zurück. Im Barock und im Historismus mussten aber viele mittelalterliche Kirchen Neubauten weichen.
Das Veranstaltungsprogramm bietet vertiefende Begegnungen mit Führungen, Vorträgen und Workshops - Details auf www.hvmsg.ch