Das Fürstentum Liechtenstein ein malerisches Kleinod zwischen Rhein und Alpengipfeln

Von Susanne Wagner-Köppel
Ein guter Wanderer könnte den kleinen Alpenstaat quasi in einem Tag durchqueren. Während unten das Ruggeller Riet mit romantischen Spaziergängen entlang des Rheins lockt, versprechen die Berge bis 2600 Meter pures Gipfelglück. Denn es warten 400 Kilometer gut ausgebaute Wanderwege von der Talebene bis zu den Gipfeln. Auch Biker kommen auf ihre Kosten, denn Liechtenstein hat alles, das flache Land im breiten Rheintal auf 450 Metern Höhe und die anspruchsvollen Trails in den Bergen.
Liechtensteins einzigartige Bergwelt mit seinen kleinen schmucken Dörfer, wunderbare Ausgangspunkte für Wanderungen und Klettertouren,wird durch einen gut ausgebauten öffentlichen Verkehr miteinander verbunden. Der Fürstensteig mit Blick zu den Drei Schwestern gilt als eine echte Herausforderung unter den Wanderern. Wer es gemütlicher will, der läuft den Fürstin-Gina-Weg, ein Rundweg, der auch von Ihrer Königlichen Hoheit Erbprinzessin Sophie von Liechtenstein bevorzugt wird. Von oben bieten sich atemberaubende Ausblicke auf das Rheintal und die Berge rundum. Ein Geheimtipp ist das Walsermuseum in Triesenberg. Hier wird die Geschichte der Walliser Auswanderer dargestellt. Ein altes Walserhaus kann im Dorf hinter dem Friedhof besichtigt werden. Es hängt ein wenig vornüber. „Wir rutschen, jedes Jahr zwei Zentimeter“, lacht Museumsführer Leander Schädler. „Andere haben Wirbelstürme und Tsunamis, wir rutschen.“ Die Steilheit der vom Rheintal rasch aufsteigenden Berghänge ist deutlich sichtbar. Ein Zeitzeuge der Walserbewegung ist auch die kleine Kapelle auf Masescha, einer Alm oberhalb des Dorfes. Es gibt auch einen WalserSagenWeg, wo der Wanderer bizarren Gestalten wie dem „Wildmannli“ oder dem „Feuerroten Geissbock“ begegnet. Auf 1600 Meter liegt dann die Familienoase Malbun, höchstes Dorf im Fürstentum. Das charmante Bergdorf lockt zu jeder Jahreszeit, im Winter aber ganz besonders mit einem übersichtlichen Familienskigebiet mit 25 bestens präparierten Pistenkilometern. Kinder kann man hier auch mal alleine fahren lassen sie gehen, im verkehrsberuhigten Ort wo die Hotels sozusagen direkt an der Piste liegen, nicht verloren.



Man möchte gar nicht mehr hinab in die Ebene. Muss man aber, wenn man zum Beispiel die Hofkellerei des Fürsten besuchen will. Köstliche Weine aus dem „Herawingert“, einem etwa vier Hektar grossen Rebhang in Südwestlage mitten in Vaduz. Hier wachsen Pinot Noir und Chardonnay. Wer probieren will, ist willkommen oder kann die guten Tropfen gleich nebenan im Restaurant „Torkel“ zusammen mit den besonderen Speisen-Kreationen von Küchenchef Ivo Berger geniessen. Der sympathische Maître bringt internationale Erfahrung aus renommiertesten Häusern mit und mischt diese mit der Wirte-Tradition seiner Eltern.
Die moderne und zeitgenössische Kunst ab 1900 hat hat sich das Kunstmuseum auf die Fahne geschrieben. Von Klimt über Max Beckmann, Kirchner, Nolde, „Blauer Reiter“ bis hin zu Kandinsky, Klee, Picasso und Franz Arp reichen die schillernden Namen der Kunst. Ergänzt wird das Kunstmuseum seit Mai 2015 durch die Hilti Art Foundation. Mitten in Vaduz werden – eingehüllt in eine einzigartige Architektur – wechselnde Ausstellungen bedeutender Gemälde und Plastiken vom späten 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart aus dem Fundus der Industriellenfamilie gezeigt. Wer dann noch mehr Kunst und Geschichte sucht, der ist wenige Minuten weiter in der Innenstadt von Vaduz im Landesmuseum gut aufgehoben. Hier wird auf traditionelle Weise die Geschichte des kleinen Landes aufgearbeitet. In der modernen neuen Schatzkammer nebenan werden sozusagen als „Fast Food-Kultur“ im Vorbeigehen einzigartige Stücke von immensem Wert aus der fürstlichen Sammlung gezeigt, vom Fürstenhut über Jagdwaffen bis hin zur grössten Fabergé-Eier-Sammlung ausserhalb Russlands. Die Besucher kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus.