Der „Drau-Radweg“ Radfahren durchs Land der Berge und Seen
Kärnten immer wieder in den Schlagzeilen, mal wegen der Politik, mal wegen der Kultur und manchmal auch wegen der Natur macht neugierig. Viel weitergehend als dieses Tageswissen sind unsere Kenntnisse über Kärnten allerdings nicht. Am südlichen Rand Österreichs umgeben und durchzogen von Bergen wirkt es für uns, als durchschnittliche Freizeitradler,auch nicht gerade verlockend. Da erfahren wir von einem Radweg, am Fluss Drau entlang, welche in den italienischen Dolomiten entspringt, Kärnten von West nach Ost durchquert und der längste Nebenfluss der Donau sei. Ein Familienfreundlicher Fahrradweg nicht sehr anspruchsvoll dafür mit guten Möglichkeiten Land und Leute näher kennen zu lernen.Von Sillian bis Klagenfurt eine Radtour voller Gegensätze
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Auf dem ersten Streckenabschnitt von Sillian nach Lienz präsentiert sich das Tal und die Natur eher eng und wild. Wild auch, weil sich bis Lienz der Radweg fest in italienischer Familien Hand befindet. Ganze Sippen, von den Grosseltern bis zu den Urenkeln, sind auf der immer leicht abwärts führenden Strecke meistens auf geliehenen Rädern unterwegs. Wie wir dann in Lienz erfahren werden an Spitzentagen bis zu 2500 ausgeliehene Räder zurückgegeben und der Familienausflug endet mit der Rückreise per Bahn
Nach Lienz ändert sich das Ganze dann erstmals komplett. Es sind viel weniger Radler unterwegs und man kommt entlang der Drau durch ein breites, sehr schönes Tal das einen freien Blick auf die umliegenden Gebirgszüge ermöglicht. Der flache Wegverlauf lässt einem
gut vorwärtskommen und es gäbe sehr viel zu sehen, was aber gar nicht so einfach ist. Sehenswürdigkeiten, Dörfer, Kirchen, Burgenund Schlösser liegen jeweils abseits des Radweges und meistens auf Anhöhen. Es lohnt sich aber, den recht gut ausgeschilderten Drau Radweg hin und wieder zu verlassen um die eine oder andere römische Ausgrabung, mittelalterliche Schlossanlage oder barocke Kichre zu besichtigen. Der Radweg selber verläuft meist in unmittelbarer Flussnähe grösstenteils auf asphaltierten, landwirtschaftlichen Nebenwegen oder gekiesten Naturwegen, wenig auf Radwegen an Bundesstrassen.I
mmer wieder werden von den herzlichen und gesprächigen Gastgebern noch unbedingt zu besuchende Sehenswürdigkeiten empfohlen. So sind wir bereits am zweiten Tag aufgrund eines solchen Tipps vom Radweg abgebogen, haben uns dann allerdings zum Schluss mit den Rädern hochfahren lassen da uns die Steigung von 15% und mehr doch zu heftig war. Belohnt wurden wir mit dem Ausblick auf einen phantastisch gelegenen Bergsee, dem „Weissensee", und einer herrlichen Natur die sich vor der rasanten Talfahrt wunderbar per Rad erkunden lässt.Sachsenburg, eine Ortschaft die 2013 ihr 800 jähriges Jubiläum feierte, mit einer bodenständigen Kärtner Gemütlichkeit eignet sich bestens als Ausgangspunkt für verschiedene Tagestouren. So machen auch wir von hier aus einen Ausflug zum Millstätter See. Während bisher alles eher bescheiden ländlich wirkte wird es am See dann plötzlich viel lebhafter und touristischer. In Millstatt einem eigentlichen Fremdenverkehrsort mit schönen alten Gebäuden ist es fast ein Muss das Stift, welches eines der bedeutenden romanischen Bauwerke Kärntens ist zu besuchen. Dort erhalten wir den
Rat den See nicht ganz zu umfahren sonder mit der Fähre auf die andere Seeseite zu wechseln dort einen kurzen, steilen Anstieg hochzugehen um dann einen wunderschön gelegenen Moorsee den „Egelsee" anzufahren. Dass danach noch ein Gasthof mit dem vielversprechenden Namen „Schau ins Land" folgen sollte überzeugte vollends. Gedacht, getan aber leider wegen der fehlenden Beschilderung weder das eine gesehen noch das andere gefunden. So bleibt uns Zeit auf dem Rückweg Spittal eine der grösseren Ortschaften an der Drau und das aus dem 16.Jahrhundert stammende Renaissance Schloss Porcia zu besichtigen. Im Gegensatz zu Millstatt ist Spittal wieder eine Ortschaft mit viel Verkehr und voll geschäftiger Aktivität.Von Sachsenburg geht's nach Villach, mit gegen 60'000 Einwohner die zweitgrösste Stadt Kärntens und ein wichtiger Verkehrsknoten. Trotz der Grösse der Stadt fährt man die Drau entlang direkt bis ins Zentrum. Als eine im zweiten Weltkrieg meist beschädigte Stadt Österreichs ist man erstaunt über die schöne Altstadt mit den vielen alten Villen und den grossen alten Bürohäusern.
Nach Villach verlassen wir den Drauradweg um den Wörthersee und unser Endziel Klagenfurt zu erreichen. Ein kleiner Aufstieg und eine schöne Abfahrt bringen uns nach Velden, bekannt geworden aus der Fernsehserie „ein Schloss am Wörthersee", wo wir endlich den viel gerühmten See sehen. Wie bereits am Millstättersee überrascht uns auch hier wieder der starke Gegensatz vom beschaulichen ländlichen Umfeld und dem beinahe mondänen Leben am See. Als See im bergigen Umfeld ist es den Ufern entlang eher eng und bei der Weiterfahrt nach Klagenfurt ziehen wir immer wieder den Vergleich zu den Tessiner Seen in der Schweiz - Wunderschön aber praktisch kein freier Platz in Ufernähe.
Das Stadtzentrum von Klagenfurt einige Kilometer vom See entfernt, erreicht man von der Seepromenade auf einem eigenen Radweg der einem Kanal entlang bis ins Zentrum der Stadt führt. Da ist man dann, wirklich weg von der Drau, in der umtriebigen Welt von heute mit all seinen Shopping- Kultur- Unterhaltungs- und Gastronomie Angeboten angekommen. Wir lassen uns aber trotzdem von der Stadt mit den grosszügigen Plätzen, den schönen Arkadeninnenhöfen und dem südländischen Ambiente begeistern.Als Radfahrer hat man wahrscheinlich die besten Möglichkeiten die Gegend um den Wörthersee und Klagenfurt in ihrer ganzen Vielfalt kennen zu lernen. Nicht immer ganz anspruchslose, abwechslungsreiche Radstrecken führen zu den attraktivsten Plätzen, zu ruhigen kleinen Badeseen, den hübschesten Orten und den schönsten Aussichtspunkten.
Dem Drau Radweg entlang erlebt man ursprüngliche Natur mit grossartigen Gebirgspanoramen, wilde Bäche, romantische Seen und nicht zuletzt die herzlichsten Gastgebern. Radfahrerfreundliche Ortschaften, viele Sehenswürdigkeiten und das kommunikative sonnige Gemüt der Kärntner machen das Radeln in Österreichs Süden zum genussvollen Erlebnis.
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