«CLUBCANNIBAL» Thomas Feuersteins Werk im Grenzbereich von Natur, Wissenschaft, Kunst

Geschrieben von regio4you am . Veröffentlicht in Ausstellungen | Kunst (Archiv)

Fr 15. Juni bis So 02. September 2018 | Kunstraum Dornbirn Jahngasse 9, Dornbirn
Täglich von 10 bis 18 Uhr

Ein raumgreifender Organismus verwandelt den Kunstraum Dornbirn in eine begehbare Skulptur. In seinen Projekten vermischt Thomas Feuerstein Philosophie, Kunstgeschichte und Literatur mit Biotechnologie, Ökonomie und Politik zu einemkünstlerischen Narrativ, das Fragen nach existentiellen Grundparametern und dem Ursprung des Lebens verhandelt .CLUBCANNIBAL erzählt über biotechnologische Prozesse eine Geschichte zwischen Science-Fiction und Horror, Utopie und Dystopie. Die Ausstellung verfolgt die spezifische Nutzung und Reflexion naturwissenschaftlicher Praktiken, um neben der bildnerischen und literarischen Erzählung einen neuen Realismus der Kunst in Form einer prozessualen Poetik in Gang zu setzen.

«CLUBCANNIBAL»
eine raumgreifende Laborinstallation, in der ein komplexer Transformationsprozess anorganische Materie in organisches Gewebe verwandelt.

180615 KRQ NL Thomas Feuerstein AusstellungsdetailFotos Hans Jörg KapellerThomas Feuerstein arbeitet mit seinen Konzepten an der Schnittstelle von künstlerischer Ausdrucksmöglichkeit, angewandter Wissenschaft und praktischer Philosophie. Bis zu zehn Meter hohe Tentakelarme aus Stahlrohren, Schläuchen, Pumpen und Bioreaktoren wachsen zu einem Oktopoden und formieren sich zu einer Fabrik, die in einem mehrstufigen Prozess aus Gestein Fleisch produziert. Am Anfang steht Pyrit, von dem sich chemolithoautotrophe Bakterien (Acidithiobacillus ferrooxidans) ernähren und Glucose und Proteine für biotechnologisch kultivierte Leberzellen (Hepatozyten) bereitstellen. Am Ende fliesst Alkohol, der aus dem Glykogen der menschlichen Leberzellen gewonnen wird. Die Ästhetik der Kunst verknüpft sich mit der Poesis der Maschine und des Labors und bringt nicht ohne Ironie veränderte Materialitäten hervor.

Aus dem Innern des Oktopoden ertönt das Hörspiel DIE PROMETHEUS-PROTOKOLLE. Die Geschichte führt in die Tiefen eines neuen Materialismus, bei dem der Mensch, sein Körper und Gewebe einer radikalen Nachhaltigkeit unterworfen werden. Der Mensch verdaut nicht länger Pflanzen und Tieren, sondern seine eigenen Körperzellen, die in Bioreaktoren gezüchtet werden. In der Kultur der Kannibalen braucht es kein Erdöl, keine pflanzlichen und tierischen Ressourcen, um den Energiebedarf zu decken.

Thomas Feuerstein geboren 1968 in Innsbruck, hat sich nicht nur mit seinen Installationen an der Grenze von Kunst und Wissenschaft einen Namen gemacht, sondern auch als Kunsttheoretiker und Netzkünstler. Von 1992 bis 1993 forschte er im Auftrag des österreichischen Wissenschaftsministeriums zu Kunst im elektronischen Raum und zu Kunst und Architektur. Ausserdem gründete er 1992 das Büro für intermedialen Kommunikationstransfer und den Verein medien.kunst.tirol. Sit 1997 Lehraufträge und Gastprofessuren an der Universität für angewandte Kunst Wien, der Hochschule für Musik und Theater Bern, der F+F Schule für Kunst und Mediendesign Zürich, der Fachhochschule Vorarlberg, dem Mozarteum Salzburg und der Universität Innsbruck. Seine werke wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Heute lebt der Künstler in Wien von wo er seine weltweiten Projekte plant.


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