Vanessa Billy «We Dissolve»

Sa 03. September –  So 13. November 2016 | Kunst Halle Sankt Gallen
Öffnungszeiten: Di bis Fr 12 – 18 Uhr | Sa und So 11 – 17 Uhr Montags geschlossen

Das künstlerische Schaffen von Vanessa Billy ist poetisch und gleichzeitig in den konkreten physischen Qualitäten der benutzten Materialien verankert. Ob Popcorn, Batterien, Wasser oder Bronze – kein Material ist zu uninteressant, um damit nicht Recherche zur Skulptur zu betreiben und Themen wie Transformation oder Recycling nachzugehen. Die ästhetische Sprache der Künstlerin betont aber auch die Beschaffenheit von Raum und Oberfläche: Sei es durch den Einbezug der Architektur oder die Auseinandersetzung mit der Haut, welche das Subjekt paradoxerweise von der Welt abtrennt, und dennoch mit ihr in stofflichem Austausch ist.

«We Dissolve»
die bis anhin grösste Einzelausstellung Vanessa Billys rückt den Menschen, mit Hauptsächlich neu produzierten Werken, sichtbar ins Zentrum und verweist plastisch und auditiv auf den Lebenszyklus.

Die Künstlerin untersucht kulturelle Verwendungen natürlicher Ressourcen, indem sie Objekte kontraintuitiv aufbereitet oder nebeneinanderstellt. Zum Beispiel dann, wenn die Zitrone aus Silikon einem Automobilmotor gegenübersteht. Dabei examiniert die Künstlerin stets auch Kreisläufe, in denen Mensch und Technik gefangen sind. Sie fragt, welche Reaktionen auf Aktionen folgen, im Jetzt oder im Zusammenhang der Zeit, und inwiefern diese unser Denken und Handeln beeinflussen.

Refresh (full yellow), 2016 | Courtesy: die Künstlerin; BolteLang, Zürich; Limoncello, London Foto Alexander HanaIn der Kunst Halle Sankt Gallen verfolgt Billy diese Thematik weiter. Sie widmet sich der Frage, was menschliche Existenz bedeutet, was von Sein und Tun bleibt oder zerrinnt: ein Reifen, der Atem oder die Oberfläche einer Bananenschale. Der weiche Abguss einer schwangeren Frau liegt auf einem Motor, der Körper wird zur Fabrik, produziert Energie, die verflüchtigt oder sich inkorporiert in neuen Kanälen wiederfindet. Darin sieht die Künstlerin auch eine Eigenheit des Zeitgenössischen. Menschen dringen technisch ständig vor – erweitern und limitieren sich damit aber gleichermassen. Zu denken ist beispielsweise an Social Media oder einen Motor, der uns sowohl Prothese als auch Zwangsjacke ist. Dafür gibt die Künstlerin visuelle Indizien, wenn Fragmente von Oberflächen in Fischernetz und Käfig verfangen oder Objekte einem Balanceakt ausgeliefert sind.

Vanessa Billy (*1978 in Genf/CH) studierte an der The Cooper Union School, New York, und an der Chelsea College of Art, London. Heute lebt und arbeitet sie in Zürich.