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«1866 – Liechtenstein im Krieg – Vor 150 Jahren»

Veröffentlicht in Ausstellungen | Kunst (Archiv)

Sonderausstellung: Do 12. Mai bis So 11. September 2016 | Vaduz, Liechtensteinisches Landesmuseum
Öffnungszeiten: Di bis So 10 bis 17 Uhr, Mi bis 20 Uhr, Mo geschlossen

Liechtenstein verliert mit dem Ende des Deutschen Bundes seine internationale Einbindung, gewinnt dafür erstmals echte Souveränität, tritt ins Industriezeitalter ein, bleibt wirtschaftlich durch Österreich gesichert, verwirklicht auf der Grundlage der konstitutionellen Verfassung von 1862 eine Fülle von Reformen die bis heute nachwirkend und erlebt einen kulturellen Aufschwung. Die Sonderausstellung «1866» führt jene turbulente Zeit anschaulich vor Augen und hebt ihre Bedeutung für die Entwicklung Liechtensteins bis heute ins Bewusstsein.

«1866 – Liechtenstein im Krieg – Vor 150 Jahren»
ein in der Öffentlichkeit wenig bekanntes bedeutendes Epochenjahr jährt sich 2016 zum 150. Mal

Kurator der Ausstellung ist der Historiker PD Dr. Peter Geiger der in seiner Dissertation die Geschichte Liechtensteins von 1848 bis 1866 erforschte


Im Machtkampf zwischen Preussen und Österreich um die Vormacht in Deutschland zerbrach 1866 der seit 1815 bestehende Deutsche Bund, der ein halbes Jahrhundert Frieden bewahrt hatte. Der preussische Kanzler Otto von Bismarck warf Liechtenstein zornig vor, auch wegen des Fürstentums komme es zum Krieg, es habe die Abstimmung im Bundesrat in Frankfurt verfälscht. Der Preussisch-Österreichische Krieg, mit Beteiligung der beiderseitigen Verbündeten, wurde am 3. Juli 1866 bei Königgrätz für Preussen vorentschieden. Mit dem Friedensschluss von Prag fiel Österreich aus Deutschland heraus – und ebenso Liechtenstein, das dank seiner Randlage nicht im Bismarckschen Deutschland aufging. Hartnäckig hielt sich, teils bis heute, die Meinung, Liechtenstein stehe seit 1866 noch im Krieg mit Preussen. Denn es sei im damaligen Friedensvertrag vergessen worden. Das ist pure Legende. Liechtenstein erscheint im Vertrag nicht, weil Preussen es gar nicht als kriegführend betrachtet hatte und daher mit ihm auch nicht Frieden schliessen musste.
160512 LLM Vaduz 1866Karl Haus von Hausen, Landesverweser, ca. 1870 © Amt für Kultur, Landesarchiv160512 LLM Vaduz 1866 Peter RheinbergerPeter Rheinberger - Kontingentskommandant, Landestechniker, 1868160512 LLM Vaduz 1866 KontingentssoldatKontingentssoldat Josef Beck, Triesenberg, 1866 © Amt für Kultur, Landesarchiv160512 LLM Vaduz 1866 Maria MenzingerMaria Menzinger, ca. 1870 © Foto Karl Friedrich Halm, Amt für Kultur, Landesarchiv
Ab 1862 war die neue, von Fürst Johann II. erlassene, mit dem ständischen Landtag vereinbarte konstitutionelle Verfassung in Kraft. Nun hatte der Landtag mitentscheidende Rechte in Gesetzgebung, Steuerbewilligung und Aussenpolitik. Jedes Gesetz bedurfte der Zustimmung von Landtag und Fürst. Bis 1866 und darüber hinaus griff mit zahlreichen Reformgesetzen eine eigentliche Modernisierung Platz. In dieselben Jahre fällt ein wirtschaftlicher Aufschwung. In der traditionell dominierenden Land- und Forstwirtschaft wurden Neuerungen für Viehzucht, Ackerbau, Obst, Bienenzucht und Waldnutzung eingeführt, ebenso Handwerk und Gewerbe gefördert. Eine Landesausstellung zeigte die Produkte des «liechtensteinischen Volksfleisses». Neu zog Industrie ein, mit einer ersten Baumwollweberei im Mühleholz 1861. Ab 1868 entstanden vier Brücken über den zuvor nur per Fähre zu querenden Rhein. Der Landtag erteilte die Konzession für die Eisenbahn Feldkirch–Schaan–Buchs, sie fuhr ab 1872. Parallel ging ein kulturelles Erwachen. Erstmals erschien 1863 eine Zeitung im Land, die «Liechtensteinische Landeszeitung» (alsbald «Liechtensteiner Landeszeitung»).

Der Zoll- und Steuervertrag mit Österreich wurde 1863/64 mit Zustimmung von Landtag und Fürst – trotz breiter Opposition in der Bevölkerung und Wünschen nach Umorientierung zur Schweiz - erneuert. Der Zollvertrag sicherte dem Staat einen jährlichen Einnahmensockel und öffnete der Industrie den österreichischen Markt. Die österreichische Guldenwährung galt im Lande. Nach dem Wegfall des Deutschen Bundes 1866 war die wirtschaftliche Verbindung mit Österreich noch die einzige internationale Einbindung des Landes. Liechtenstein war nun ganz souverän und zugleich ökonomisch abgesichert.

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